Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen...


Rio de Janeiro

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Dieser Ausspruch passt wie die Faust aufs Auge, denn jede Reise, egal ob nah oder fern bringt uns neue Eindrücke, Erfahrungen und Lernaufgaben. Ein jeder von uns ist so einzigartig wie seine Erfahrungen die er macht.
Wir sammeln auf unseren Abenteuern die unterschiedlichsten Puzzleteile, und im besten Fall können wir damit ein wunderschönes Bild bauen, dass unser Leben positiv bereichert und uns auf unserem Lebensweg unterstützt.

Ich öffne heute meinen Reiserucksack und zeige euch einige meiner wichtigsten "Puzzleteile" - Erfahrungen, die mich nachhaltig beeinflusst haben, und die mir einfach wichtig sind.


Im Moment leben

Ich kenne nicht viele Leute, die wirklich im Moment leben, und wenn ich ehrlich bin, dann habe ich auch immer wieder Schwierigkeiten damit. Wirklich präsent in der Gegenwart zu sein, ist oft eine große Aufgabe. Besonders im Alltag - zwischen Arbeit, Familie und diesem gewissen Erfolgs -  und Leistugsdruck den wir ja hierzulande stark ausgesetzt sind, bleibt oft nicht viel Zeit für das Jetzt. Die Sorgen und Probleme rücken in den Vordergrund, und der jetztige Moment verstreicht, und ist vorbei.
Auf Reisen lernte ich endlich wieder den Motor zurückzustellen, und langsamer zu werden. Diese Langsamkeit oder Bewusstheit ist wunderbar. Wie schön der Zauber eines Momentes sein kann, wenn man einfach nur Ist. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich das erste Mal in Bangkok auf einem Gehsteig saß und meinen Pappkarton Essen auf den Knien balancierte. Der Geruch der Umgebung war intensiver, die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen meines Essens waren einfach der Hammer, und ich genoss das erste Mal seit Jahren das Hier und Jetzt. Kleinigkeiten fielen mir auf, und ich "sah" meine Umgebung und die Leute endlich wieder - mit wachen Augen.

Loslassen - Freiheit

Ich war schon immer ein "kleiner" Kontrollfreak, obwohl ich es ungern zugebe. Diese ständige Kontrolle über alles in meinem Umfeld, und über mich, machte mein Leben nicht gerade einfacher, sondern sogar oft schwieriger. Jedoch sah ich das damals nicht, und glaubte an diesem Zwang festhalten zu müssen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht wie schön es sein kann, auch mal loszulassen. Meine Planungen für die erste Reise alleine, waren abgeschlossen. Der Flug nach Neuseeland war gebucht, und den Rest wollte ich mir dort suchen - das war schon Abenteur genug für mich. Ich wusste jedoch genau, wieviele Tage ich an jedem Ort bleiben wollte, und wie es genau ablaufen sollte. So viel Kontrolle musste sein. Da hatte ich meinen Plan aber gemacht, ohne das Leben vorher zu fragen. Es kam vieles anders. Ich musst meine Pläne über Bord werfen. Hostels waren nicht verfügbar, ich fand nur mit aller Mühe einen Schlafplatz für die Nacht, der Bus kam nicht wie geplant, oder das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Wie ihr euch vielleicht denken könnt, war ich mit den Nerven am Ende, und mein ständiger Kontrollzwang fand ein jehes Ende. Notgedrungen musste ich lernen, dass das Leben (auf den ersten Blick) nicht immer so ist wie ich es haben will, und uns auch einmal andere Wege aufzeigt.
Was besseres hätte mir gar nicht passieren können.Wenn ich schon nicht mehr die Kontrolle über alles haben kann, dann probiere ich einfach mal etwas Neues aus. Ich schmiss meine langzeitig aufgestellten Pläne in den Müll,  reiste ab nun völlig zwanglos. Wo es mir gefiel blieb ich, und sonst organisierte ich mir etwas anderes. Dieses sogenannte Loslassen führte dazu, dass ich auch wieder das Gefühl von Freiheit und Lebendigkeit kennenlernte. Aus dem goldenen Käfig den man sich auferlegt hat, auszubrechen, und sprichwörtlich wieder seine Flügel auszubreiten und zu fliegen, ist ein Geschenk. Das Leben wurde zum Abenteuer.
Um wirklich frei zu sein, gehört aber meiner Meinung nach auch noch etwas anderes dazu. Wenn wir immerzu in Mustern leben ( z.B. alte Gewohnheiten, Geschichten aus der Vergangenheit die uns keine Ruhe lassen und an denen wir hängen, unser Perfektionismus usw.) , die uns nicht glücklich machen, dann sind wir auch nicht frei. In den vielen Momenten die ich auf Reisen nur mit mir verbracht habe, bekam ich die Möglichkeit mich wirklich zu reflektieren. Natürlich war das nicht immer nur schön, denn es kommt genug "Müll" hoch, der auch bearbeitet werden will. Für mich waren und sind meine Reisen auch immer ein Stück weit "Rehabilitation für die Seele". Das alte loslassen, und dann die Freiheit haben, den nächsten Schritt zu machen.

Neuseeland - Die erste Reise alleine

Mut

Während meiner Reisen musste ich schon oft Mut aufbringen. Es begann schon damit, überhaupt so mutig zu sein, und das erste Mal alleine auf Reisen zu gehen. Wie oft hatte ich Angst etwas zu probieren, auch wenn es sich nur um scheinbare Kleinigkeiten, wie zum Beispiel etwas auf Englisch zu erfragen, auf neue Leute zuzugehen oder sich alleine ins Restaurant zu setzen, handelte. Die sogenannte Komfortzone zu verlassen, und die Angst zu überwinden, erfordert immer unseren Mut. Doch diese Handlungen - hat man es erst ausprobiert, werden belohnt. Ich war auf mich alleine gestellt, und wurde bei jedem neuen Versuch mutiger, und selbstbewusster. Schlussendlich war ich dann soweit, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich kam als andere Person nach Hause zurück. Es interessierte mich (meist) nicht mehr was andere Leute von mir hielten, und ich brachte endlich den Mut auf, mein Leben zu leben, und meine Träume in Angriff zu nehmen.


Sich wieder über Kleinigkeiten zu freuen - Was wirklich zählt im Leben

Manchmal habe ich das Gefühl, dass wir "Westler" irgendwo falsch abgebogen sind. Die wenigsten von uns, können sich noch über Kleinigkeiten freuen. Wir sind meist Egoisten wie aus dem Bilderbuch, denen nur unser eigenes Leben etwas bedeutet. Oft zählt nur Geld, und Erfolg. Viel Besitz, und materielle Anschaffungen sind das A und O eines funktionierenden Lebens. Ohne dass, sind wir in der Gesellschaft meist unten durch, oder wenn wir dieser Entwicklung nicht folgen wollen, werden wir auch als Spinner, oder Hippies betitelt. Klar, jeder von uns hat eigene Ansichten vom Leben, und auch eigene Maßstäbe, was einem wichtig ist. Das ist auch gut so. Jedoch würde es vielen von uns nicht schaden, einmal etwas zurückzuschrauben, und wieder diese essenzielle Erfahrung zu machen was wirklich im Leben zählt. Ist es wirklich immer das Geld? Muss ich immer voll Hass oder Neid sein? Sollten wir vielleicht mal wieder auf Menschen schauen, denen es nicht so gut geht wie uns? Unseren Egoismus zurück stecken und anderen helfen, statt nur zu sagen, dass der jenige ja selber an seiner Misere schuld ist, sonst wäre er vielleicht nicht arm.
Als Reisender lebte ich minimalistisch. Nur mit ein paar Sachen in meinem Backpack, war der Weg einfacher zu gehen. Nach Hause kam ich dann immer ohne meine Dinge, denn das meiste wurde immer an andere Leute weitergegeben, die es eher brauchen konnten..Hat man wie ich das Glück, wirklich ein Reisender zu sein, und sich die Welt anzuschauen, dann trifft man auf viele verschiedene Menschen.  Ich habe auf der Welt schon viel Armut gesehen. Viele Menschen die wirklich nur auf der Straße, oder im Slum leben können, weil sie sogut wie keine Chancen auf ein anderes Leben haben. Wenn man solche Armenviertel, wie zum Beispiel in Indien zu sehen bekommt, dann beginnt man schon einmal nachzudenken. Unsere Gesellschaft will oft nur mehr Geld, Autos, größere Wohnungen und andere Dinge. Und macht uns das glücklich? Wenn wir ehrlich sind, dann nicht, denn dann wollen wir noch mehr. Aber dann wirklich als Reisender zu sehen, mit wie wenig andere Menschen auf diesem Planeten tagtäglich auskommen müssen, sollte uns doch ein wenig vor Augen führen, wie gut es uns geht.
Ich habe in Indien und auch in den ländlichen Regionen Thailands, die Erfahrung gemacht, dass zum Großteil die sowieso schon arme Bevölkerung am meisten zu geben hat. Die Herzlichkeit der Menschen war so echt und ansteckend, und oft hätten sie mir sogar das letzte Stück Brot oder Tee angeboten.
Ebenfalls in Indien, war ich mit dem Zug von Haridwar nach Delhi unterwegs. In meinem Zugwagon der zweiten Klasse, bemerkte ich nach einiger Zeit etwas am Boden. Ein ca. 6 jähriger Junge krabbelte dort umher. Er hatte zerissene Kleidung an, und sein Gesicht und seine Hände waren voller Schmutz. Der Junge verdiente sich seinen Lebensunterhalt mit Schuheputzen, Für die Mehrheit der Leute im Zug, war er nur wie irgendein Tier oder eine Kakerlake, die einfach nur weitergestoßen wurde. Ich hatte nur Flip Flops an, sonst hätte ich mir meine Schuhe von ihm putzen lassen. Aber ich wollte ihm trotzdem etwas geben. Ich winkte ihn zu mir. In meinem Rucksack hatte ich meine Geldbörse,frisches Obst und andere Leckereien. Ich wollte ihm ein bisschen Geld geben, und auch etwas zu essen. Denn in Indien ist es nicht sicher, ob er das Geld nicht wieder an seinen Schlepper abgeben muss. Das Essen gehört ganz sicher nur ihm. So aßen wir zusammen das Obst, und seine Kinderaugen wurden jedesmal größer, wenn ich wieder etwas Neues auspackte. Kurz bevor ich aus dem Zug stieg, gab ich ihm noch  Geld, das übergebliebene Obst, und ein Päckchen Kartoffelchips, über dass er sich am meisten freute. Aber was danach kam, hätte ich mir nie im Leben gedacht. Ich ging den Bahnsteig entlang, und suchte nach dem Ausgang. Auf einmal zog mich jemand beim Arm. Ich drehte mich um, und da stand der kleine dreckige Junge aus dem Zug. Er lächelte mich an, öffnete meine Hand, und legte das Geld dass ich ihm vorher gegeben habe, und einen kleinen Stein hinein. Ich war ganz verwirrt, und wollte ihm das Geld wieder geben, doch er nahm es nicht. Er lächelte mich ein letztes Mal an, zeigte auf das Sackerl mit dem Obst, dass er in der Hand hielt, und lief wieder in Richtung Zug. So stand ich da. Mit dem Geld in der Hand, und meinem Geschenk - einem kleinen Stein. Ich freute mich so, über diesen Moment - über den Jungen der mich so fasziniert hatte - über mein kleines Geschenk - die Dankbarkeit - und über dieses Glücksgefühl. Für mich war es vielleicht eine Kleinigkeit mein Essen mit ihm zu teilen, doch für ihn war es die Welt!
Noch heute denke ich immer gern an diese Situation zurück, denn dann spüre ich wieder diese Dankbarkeit, und das Leben dass dich immer wieder überrascht!

Indien - Varanasi


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